Klimaflucht – Wanderausstellung mit Rahmenprogramm im Rosenkrug

Die Stadt Neustadt zeigt in Kooperation mit der Altrewa Bürgerstiftung die Wanderausstellung „KLIMAFLUCHT“ der Deutschen KlimaStiftung. Die Ausstellung informiert vom 11.02. – 03.03.2023 im Rosenkrug, Nienburger Str. 28, 31535 Neustadt a. Rbge. über das Thema umweltbedingte Migration. Lebensgroße Figuren stehen stellvertretend für reale Menschen aus allen Teilen der Erde und aus den verschiedensten Klimazonen, die eines gemeinsam haben: Sie verließen ihr Heimat aufgrund umweltbedingter Faktoren und suchten Zuflucht in klimatisch stabileren Ländern. Die Ausstellung wird durch eine Veranstaltungsreihe begleitet, die auf verschiedene Aspekte der Themen Klimaflucht und Klimawandel eingeht. Das vollständige Programm finden Sie hierzu im Flyer sowie auf den Webseiten der Altrewa Bürgerstiftung und Stadt Neustadt.

Wir bedanken uns herzlich bei den Förderern Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, Niedersächsische Lotto-Sport Stiftung, Pawlowski Kunst- und Kulturstiftung, Altrewa Bürgerstiftung und Stadt Neustadt a. Rbge. sowie allen weiteren Mitwirkenden durch die das Projekt realisiert werden konnte.

Alfried Kostrewa

Stifter ist der ehemalige Pastor, Unternehmer und Kunstsammler Alfried Kostrewa.
Aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens entstand das Kofferwort „Altrewa“. Diesen Namen tragen neben der Altrewa Bürgerstiftung auch die Altrewa Sammlung im Rosenkrug (gegr. im Jahr 2000) und die Altrewa Gutshof GmbH, ein Pflegeheim für an Demenz erkrankte Menschen in Affinghausen (gegr. 2013).

Kindheit in Ostpreußen – Jugend in Ostfriesland

Alfried Kostrewa, 1933 in dem Dorf Ukta in Masuren geboren, verbrachte seine Kindheit in Ostpreußen – eine Zeit, an der er sich auch heute noch immer wieder gern und mit zahlreichen Anekdoten erinnert. Am Ende des Zweiten Weltkrieges musste er im Alter von 11 Jahren mit seiner Mutter und seinen Geschwistern vor der Front aus seiner Heimat fliehen. Die Erfahrung der Flucht hat sich ihm eingebrannt. Auch heute noch liegt ihm das Schicksal von Menschen, die ihre Heimat aufgrund von Kriegen, Hungersnöten oder Armut verlassen mussten, ganz besonders am Herzen.

Die Flucht endete in Ostfriesland, wo er weiter zur Schule ging. Als Jugendlicher verrichtete er zunächst harte Akkordarbeit im Moor, bevor er den Beruf des Maurers und Zimmermanns erlernte – „Husmaker“ hieß das in Ostfriesland. Doch diese Arbeit genügte ihm nicht.

Missionspfarrer und evangelischer Pastor

Kostrewa, der aus einer frommen Familie stammte, besuchte die evangelisch-lutherische Hermannsburger Mission in der Nähe von Celle und studierte dann Theologie an der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Missionspfarrer, gründete eine Familie und ließ sich dann als Pfarrer der evangelischen Kirche am Steinhuder Meer nieder. Viele Neustädter und Neustädterinnen erinnern sich noch heute an ihn als ihren unkonventionellen Pastor aus Steinhude, Bordenau und Poggenhagen. Er war mit ihnen auf Jugendfreizeit, hat sie konfirmiert oder war ihr Religionslehrer am Gymnasium. [Foto AK als Pastor???]

Makler und Altenheimbetreiber

Den Beruf als Pastor hängte Kostrewa in den 1980er Jahren an den Nagel. Nachdem er einige Jahre unter anderem als Makler gearbeitet hatte, übernahm er ab 1984 ein heruntergekommenes Altenheim in Affinghausen samt verschuldetem Betreiberverein. Er verwandelte den alten Gutshof, in dem sich das Haus befand, in eine gepflegte Anlage für Senioren und sanierte die Finanzen des Vereins. Im Laufe der Zeit kamen sechs weitere Seniorenresidenzen hinzu, die er zwölf Jahre lang betrieb- wie alles im Leben mit viel Leidenschaft und Engagement. 1996 verkaufte er sein Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen. Auch den Betreiberverein löste er auf.

Der Kunstsammler

Die ersten Jahre seines „Rentnerdasein“ bereiste Kostrewa die Welt und widmete sich seiner Liebe zur Kunst. Die hat ihm der Künstler Harald Schaub nahegebracht – noch zu seiner Zeit als Pastor von Steinhude. Der Geistliche sorgte damals für den kranken und in Vergessenheit geratenen Maler und Schreiber bis zu dessen Tod und versprach ihm, sich um seinen künstlerischen Nachlass zu kümmern. Das Werk Schaubs ist der Kern der Altrewa Kunstsammlung, die im Laufe der Jahre immer größer wurde. Kostrewa kaufte den historischen Rosenkrug in Neustadt, verwandelte den heruntergekommenen Fachwerkbau in eine Kunstgalerie und ein architektonisches Schmuckstück für Neustadt.

Der Stifter und Visionär

Alfried Kostrewa hat auch im hohen Alter und nach vielen Jahren im finanziellen Wohlstand nicht vergessen, was es heißt, in Not zu sein. Sozial verantwortungsvolles Handeln als Unternehmer und auch als Privatier war und ist ihm wichtig. Als dann ein damaliger Bürgermeister von Neustadt seine Bürger*innen dazu aufrief, sich zu engagieren und beispielsweise eine Bürgerstiftung zu gründen passierte erst einmal – nichts.

Dann ging Alfried Kostrewa mit gutem Beispiel voran: Im Jahr 2002 gründet er die unabhängige und gemeinnützige ALTREWA Bürgerstiftungzur Förderung der sozialen und kulturellen Entwicklung der Stadt Neustadt am Rübenberge und ihrer Bürgerschaft. Geschäftsführer ist sein Sohn Matthias Kostrzewa, Alfried Kostrewa sitzt im Kuratorium.

Der Visionär in Alfried Kostrewa hat ihn im Jahr 2013, im Alter von 80 Jahren, bewogen, sein erstes Altenheim in Affinghausen erneut zu kaufen. Gemeinsam mit seinem Sohn Matthias verwandelte er die heruntergekommene Anlage in eine wunderschöne Seniorenresidenz für Menschen, die an Demenz erkrankt sind: Den Altrewa Gutshof.

Gasse zur Kunstmeile

„Konarskismus“ mitten in der Stadt. Altrewa-Stiftung stiftet Kunst zum stehenbleiben.

Er kennt seine Neustädter – und er nimmt sie gern einmal auf die Schippe. Der Maler Marek Konarski hat sich mit vielen Ausstellungen und Aktionen im Neustädter Land längst einen Namen gemacht. Jetzt sind Bilder von ihm – quasi en passant – zu sehen: In der von vielen Innenstadtbesuchern genutzten kleinen Passage zwischen dem Modehaus Wage und der Bäckerei Raute ist „Konarskismus“ unter freiem

Himmel zu bewundern. Alle neun Werke zeigen Neustädter Stadtleben, gewürzt mit der dem Künstler eigenen Portion Humor. Da ist der Brunnen auf dem Heini-Nülle-Platz, dessen Namengeber so garkeiner kennt, Konarski hat bereitseinen anderen Vorschlag parat. Unter dem Titel „Illusion“ hat der Künstler sogar ein neues Rathaus aus dem Boden gestampft. Hier lohnt sich allerdings – wie bei allen Konarski-Bildern – das genaue Hinsehen. Finanziert hat die „Straßenkunst“ mitten in der City die Altrewa-Stiftung, die ’sich seit nunmehr zehn Jahren dem sozialen Engagement ebenso wie Kunst und Kultur verschrieben hat. „Wir wollen die Neustädter einladen, einfach einmal stehen zu bleiben“, erklärt der Stiftungsvorsitzende Willi Ostermann bei der Eröffnung.

Neustädter Zeitung 2012


Mahnmal

Die Altrewa Bürgerstiftung hat sich Anfang 2018 entschlossen, die jahreslangen Bemühungen des Arbeitskreises Regionalgeschichte e. V. um ein öffentliches Gedenken an die Opfer des Holocaust in Neustadt und die Errichtung eines Mahnmales zu unterstützen. Die erforderliche Geldsumme für ein solches Mahnmal ist trotz zahlreicher Spenden nie auch nur annähernd erreicht worden.

Auf Anregung des Stifters, Alfried Kostrewa, hat die Altrewa Bürgerstiftung Neustadt a. Rbge. beschlossen, den Bau des Mahnmales durch eine Finanzierungsgarantie und eine Spende in fünfstelliger Höhe sicherzustellen. Damit kann das Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors vor dem 80. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November verwirklicht werden. Es wird am Sonntag, 4. November 2018 auf dem Platz „Zwischen den Brücken“ eingeweiht.

Der Rosenkrug in Neustadt

Geschäftssitz der Stiftung

Die Wurzeln dieses historischen Fachwerkbaus reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert. Nachdem der ursprüngliche Bau einem Band zum Opfer gefallen ist, ist um 1800 das jetzige Fachwerkhaus errichtet worden. Der Legende nach stammte das Baumaterial dazu von dem ehemaligen Jagdschloss Linsburg, dass Ende des 17. Jahrhunderts auf Abriss verkauft worden war. Der Rosenkrug hat demnach seine Wurzeln im Hannoverschen Königshaus.

Im Laufe der Jahrhunderte hatte der Bau die unterschiedlichsten Funktionen: er war Krugwirtschaft mit der Möglichkeit, Kutschpferde zu wechseln, diente als Wohnhaus für die Gründer der Neustädter Hüttengesellschaft. Um 1900 wurden hier Torfmoos-Präparate hergestellt und ab 1937 mietete sich die Mädchenabteilung der Neustädter Landwirtschaftsschule in der unteren Etage des Rosenkruges ein, bei alten Neustädtern heute noch als „Puddingschule“ bekannt. Er war Sitz des Kreisheimatmuseums und der Kreisbildstelle, diente Flüchtlingen als Unterkunft und immer wieder wechselten die Besitzer.

Alfried Kostrewa hat das heruntergekommene Gebäude Mitte der 1990er Jahre erworben und in eine Kunstgalerie für seine Altrewa Kunstsammlung umbauen lassen. Heute ist der stattliche Fachwerkbau unter einem großen Walmdach ein architektonisches Schmuckstück der Stadt. Vor dem Rosenkrug wächst die Stiftungsweide, die während des Festakts zur Stiftungsgründung gepflanzt worden ist.

Die Kunstgalerie